Am 08.05.24 stand für die Klassenstufe 10 der lang ersehnte Besuch im Landtag in Stuttgart an. Um etwa 10 Uhr morgens kamen wir am Landtagsgebäude, welches sich nur wenige Meter vom Schlossplatz entfernt befindet, an.
Mit einer Sitzordnung der teilnehmenden Politiker sowie der Tagesordnung ausgestattet, nahmen unsere drei Klassen (10a, 10b, 10c) zunächst an einer Plenarsitzung teil. Eine Regierungserklärung, in der es um Bildungsfragen in Baden-Württemberg ging, neigte sich bereits dem Ende entgegen, und als nächstes stand eine Aussprache bezüglich der Abschaltung der Kernkraftwerke in Deutschland zu dem Beschluss Robert Habecks (Die Grünen) auf dem Programm. Die Debatte trug die Leitfrage „Was wusste die Landesregierung?“ und war von der AfD beantragt worden, die auch das erste Wort hatte. Die Diskussion fing (erwartungsgemäß) mit einem verbalen Angriff auf Die Grünen an. Die Grünen haben daraufhin ihre Redezeit dazu genutzt, um die Argumente der AfD zu entkräften, welche sich laut ihrer Aussage überwiegend auf stark reduzierte Aussagen nicht veröffentlichter Dokumente bezog und entsprechend wenig Überzeugungskraft hatte.
Selbstverständlich kamen auch andere Parteien zu Wort – einige mit etwas versöhnlichen Aussagen, andere geradezu kämpferisch, wie SPD-Mitglied Frau Roller, welche die AfD schonungslos und mit Feuereifer kritisierte. Zwischendurch wurde die gesamt Debatte mit (teils provokanten) Ausrufen eines oder mehrerer Politiker gewürzt. Das Ende dieser aufregenden Diskussion konnten wir aber leider nicht erleben, denn es stand noch ein weiterer Punkt an der Tagesordnung, auf den der Großteil von uns wohl noch mehr gespannt war als auf die Plenarsitzung: ein persönliches Gespräch mit vier Landtagsabgeordneten.
Diese durften wir im Anschluss an eine Erklärung der Sitzordnung und der Funktionsweise des Landtags nun endlich kennenlernen. Es handelte sich um vier Mitglieder der jeweils unterschiedlichen im Landtag vertretenen Fraktionen: FDP, SPD, Die Grünen und der AfD.
Im Laufe des Austausches hatte jede*r anwesende Schüler*in die Möglichkeit, Fragen an alle Politiker zugleich zu stellen oder aber einen bestimmten zu befragen oder zu konfrontieren. So fanden wie heraus, dass man als Politiker keinen regelmäßigen Tagesablauf hat, sondern immer jeden Tag neuen Herausforderungen gegenübersteht. Des Weiteren erfuhren wir von der Meinung der einzelnen Politiker über Populismus, wobei sich alle wohl einig waren, dass man die Demokratie in Deutschland mit allen Mitteln schützen muss, auch wenn sie sich nicht alle diesen Vorgang auf die gleiche Weise vorstellten.
Besonders interessant waren die Antworten auf die Fragen, was denn die jeweiligen Politiker dazu bewogen hat, sich ihrer Partei anzuschließen und ob sie immer mit deren Meinung einverstanden seien. Obwohl auf die erste Frage jeder mit einer eigenen Geschichte aufwartete, sei es Unzufriedenheit mit der Lage, in der sich unser Land befindet, oder aber ein angeborenes Interesse an der Politik, das einen dazu bewogen hat, sich in größerem Stil engagieren zu wollen. Doch kein einziger Politiker konnte behaupten, 100% hinter der eigenen Partei zu stehen: „Man muss auch Demokrat genug sein, sich der Entscheidung der Mehrheit zu beugen“, so der FDP Vertreter.
Bedauerlicherweise reichte die Zeit nicht für alle Fragen aus und allzu bald mussten wir den Landtag wieder verlassen. Auf dem Rückweg äußerten einige Schüler unter dem Eindruck des Vormittags die Idee, einen Landtagsabgeordneten auch einmal in die Schule einzuladen, um einen längeren Austausch zu ermöglichen.
Trotz der knappen Zeit kann man also mit Sicherheit sagen, dass der Besuch im Landtag die Mühe mehr als wert war und bestimmt von vielen von uns mit Freude wiederholt werden würde.
Anna Gaidamakova, 10a