Das Leben hier in Deutschland stellt uns vor viele verschiedene Herausforderungen. Doch Käsespätzle über offenem Feuer zuzubereiten, trotz einer Blockade von Kühen, Büffeln und Ziegen, eine Straße zu überqueren, Löcher im Moskitonetz zu stopfen oder Süßkartoffeln mit der Hand einzupflanzen, stand bislang nicht auf der Liste. Das änderte sich, als sich zwölf Muzungu – frei übersetzbar als „Bleichgesichter“ – vom AGH Ende Oktober nach Uganda aufmachten, um ihrer Partnerschule St. Michael´s in Butende einen Besuch abzustatten.
Nachdem pandemiebedingt die letzte geplante Reise gescheitert war, waren die vier Schülerinnen, sechs Schüler und die beiden Begleitlehrer Bernd Wolpert und Boris Greiner voller Vorfreude, die seit acht Jahren zwischen den Schulen bestehende Dialogpartnerschaft zu festigen und Land und Leute kennenzulernen. Nach einer teils chaotischen oder vielmehr typisch afrikanischen Anreise und einer ersten Übernachtung in Entebbe ohne Schlaf bereitete die Schulgemeinschaft der St. Michael‘s Secondary School den Gästen einen überwältigenden Empfang mit Musik, Tänzen und zahlreichen Willkommensreden von schulischen und kirchlichen Würdenträgern sowie von einigen ausgewählten Schüler*innen. Und so begann ein Dialog, der sich insgesamt über 14 Tage zwischen Deutschen und Ugander*innen entwickelte und viele Überraschungen, Erkenntnisse und Erfahrungen mit sich brachte.
Gemeinsames Kochen, sowohl schwäbisch, als auch ugandisch, Fußballspielen, Trommeln, ein Ausflug in den Nationalpark Lake Mburo, ein Abstecher nach Ssese Island oder der Besuch bei einem Kartoffelbauern und einem Recycling Hof waren sehr eindrücklich, förderten den Zusammenhalt aller Beteiligten und erweiterten den eigenen Horizont. Auch am Unterricht wurde teilgenommen, sowohl als stiller Zuhörer, als auch als aktiver Mitmacher. Abseits des regulären Unterrichts wurden zuvor abgesprochene Themen, wie Müllentsorgung und Klimakrise gemeinsam mit ugandischen Schüler*innen gestützt von Rollenspielen und Vorträgen diskutiert.
Es gab aber auch Erlebnisse, die sehr zum Nachdenken anregten und die man erst einmal verarbeiten musste, wie z.B. die Besichtigung einer Müllkippe und dem Gespräch mit einem 15-jährigen Müllsammler, der versucht, vom Verkauf der gesammelten Plastikflaschen das Schulgeld zu bezahlen, oder die Begleitung einzelner Schüler zu deren Familien auf einem zweistündigen Fußweg zu einer Ein-Raum-Hütte ohne Strom und fließendes Wasser. Auch die Konfrontation mit Gegensätzen innerhalb der ugandischen Gesellschaft, zum Beispiel beim Abendessen in einem Luxusressort mit Pool und Panoramablick auf die Stadt Masaka, in der die meisten Menschen von den eigenen Erzeugnissen und unterhalb der Armutsgrenze leben, wirkte noch lange nach.
Abschließend lässt sich sagen, es war eine tolle Zeit, die allen Beteiligten ein Leben lang in Erinnerung bleiben wird. Eine Zeit, durch die jeder Teilnehmer viele neue Dinge über Uganda, Menschsein und nicht zuletzt sich selbst gelernt hat und die die existierende Dialogpartnerschaft weiter festigen und bereichern wird. Auch die persönliche Entwicklung eines jeden Einzelnen wird von dieser Reise nicht unberührt bleiben und so sind alle dankbar, diese Möglichkeit von ihren Familien und der Schule erhalten zu haben und freuen sich auf das nächste Mal Afrika.