Ein Blick in die große Politik: MUNOG 2023

18 Schulen aus elf europäischen Nationen, 10 Komitees, in denen 20 globale Probleme erörtert wurden, 43 repräsentierte Länder, eine gemeinsame Sprache: Englisch.

18 Schulen aus zwölf europäischen Nationen, 10 Komitees, in denen 20 globale Probleme erörtert wurden, 43 repräsentierte Länder, eine gemeinsame Sprache: Englisch – das sind die Zahlen, mit denen man die „Model United Nations of Goldberg 2023“ (kurz MUNOG) beziffern kann, die vom 20. bis 24. Oktober am Sindelfinger Goldberg-Gymnasium abgehalten wurden. Mit dabei waren 25 Schülerinnen und Schüler des AGH mit ihren Lehrerinnen Jasmin Dengler und Dagmar Weber.

Eine Model-United-Nations-Konferenz ist eine detailgetreue Simulation einer UN-Konferenz. Die Delegierten repräsentieren bei einer solchen Konferenz jeweils ein ihnen zugewiesenes Land (im Falle des AGH das Vereinigte Königreich, Iran und Belarus) und erarbeiten in Komitees zu verschiedenen globalen Themen aus der Position dieses Landes heraus eine Resolution – und all das ausschließlich auf Englisch. 

Die Teilnahme an einer MUN bedeutet daher für alle Teilnehmenden eine Menge Arbeit. Die Delegierten müssen sich einerseits in die Themen einarbeiten, die in ihrem Komitee besprochen werden, und andererseits recherchieren, welche Position das von ihnen repräsentierte Land diesbezüglich einnimmt. Das Ergebnis dieser Recherche muss in einem sogenannten „Position Paper“ vorab eingereicht werden. Darauf aufbauend muss im Anschluss ein sogenanntes „Working Paper“ erstellt werden – eine Sammlung von Maßnahmen, die das vertretene Land zur Lösung des Problems befürworten würde. Diese Vorschläge dienen dann in der Konferenz als Arbeitsgrundlage für eine gemeinsame Resolution. In die Rolle von Delegierten schlüpften für das AGH dieses Jahr die erfahrenen MUN-Teilnehmerinnen Juliette Hamann, Yannik Neuner, Charlotte Westphal (J2), Nadia Ben Ali, Fynn Donnellan, Ana Mojovic, Cedric Nitschinger, Yasin Salem, Johannes Schröter (J1), Leonard Frasch, Pascal Santi (Klasse 10) sowie Cora Nitschinger (Klasse 9). Neu dabei, sogenannte „First Timer“, waren Sören Linck, Florian Ostertag, Felix Tschaffler, Paula Zolg (J2), Charlotte Leidner, Laura Ozimek (J1), Isabelle Sprandel (Klasse 10) und Mia Würfel (Klasse 9).

Die Chairs, also die Vorsitzenden der einzelnen Komitees haben nicht nur während der Konferenz die Aufgabe, die Diskussionen zu leiten und für die Einhaltung der Regularien zu sorgen, sondern müssen auch vorab das Thema in einem Paper für die Delegierten aufbereiten sowie deren Position Papers gegenlesen und gegebenenfalls zur Überarbeitung zurückgeben. Diese verantwortungsvolle Aufgabe haben dieses Jahr unter anderem wieder drei „alte MUN-Hasen“ aus dem AGH übernommen: Anjo Babel, Meryem Baloglu (beide J2) sowie Luis Keller (J1), der zwar schon an mehreren MUNs teilgenommen hat, aber zum ersten Mal einen Chair-Posten innehatte. Schließlich waren zwei AGH-Schülerinnen, Friederike Sarnowski und Amelie Titze (beide Klasse 10), als Helferinnen dabei. Auf diese Art konnten sie erste MUN-Luft schnuppern und sind nun bestens vorbereitet auf eine MUN-Teilnahme im kommenden Jahr.

Thematisch waren die Komitees breit aufgestellt. Diskutiert wurden die Fragen, wie man in Haiti Bandengewalt unter Kontrolle bringen und eine stabile Regierung rehabilitieren kann, wie der Einsatz von Clusterbomben und chemischen Waffen regulierbar ist, wie angesichts der Klimakrise die Nahrungsversorgung gesichert werden kann, welche Möglichkeiten es gibt, die pharmazeutische Industrie auf globaler Ebene zu regulieren, welche internationalen Standards für den Jugendstrafvollzug durchsetzbar sind, mit welchen Maßnahmen Journalisten in Kriegsgebieten geschützt werden können, wie im Kontext der Klimakrise Gleichberechtigung für Frauen durchsetzbar ist, wie sich die Biodiversität der Meere erhalten lässt und wie das Kulturerbe in Ländern geschützt werden kann, in denen bewaffnete Konflikte toben.

Themen wie diese können natürlich nicht auf die Schnelle abgehandelt werden. Daher gab es einschließlich einem Wochenende drei Konferenztage, an denen von 09:00 bis 16:00 Uhr debattiert wurde. Umrahmt wurden diese intensiven Arbeitstage von jeweils einer mehrstündigen Generalversammlung zu Beginn und am Ende der Konferenz.

Damit aber auch der Spaß nicht zu kurz kommt und die Jugendlichen aus Deutschland, Dänemark, England, Frankreich, Italien, Kroatien, Luxemburg, Polen, Rumänien, Spanien, Slowenien und Ungarn sich nicht nur auf diplomatischem Parkett kennenlernen, gab es ein buntes Rahmenprogramm: einen Ausflug nach Stuttgart, ein Committee Dinner sowie die bereits legendäre Party in einem Stuttgarter Club, der für diesen Abend nur den MUNOG-Teilnehmenden gehörte. Höhepunkt der fünf Konferenztage war aber wie jedes Jahr die Abschlusszeremonie mit musikalisch-kurzweiligen Beiträgen der Komitees sowie der Gast-Schulen und natürlich mit der Vergabe der Preise. Auch dieses Jahr wurden Schüler des AGH ausgezeichnet: Fynn Donnellan, Yasin Salem, Cedric Nitschinger und Johannes Schröter wurden mit einem offiziellen Lob, einer „Honourable Mention“, bedacht. Als beste „First Timer“ wurden Felix Tschaffler, Sören Linck sowie Florian Ostertag ausgezeichnet. Und auch ein letzter Titel – wenn auch ein scherzhafter – ging an einen Schüler des AGH: Luis Keller wurde zum Mr. MUNOG gekürt.

Und dann war es auch schon wieder vorbei: Fünf Tage, an denen Jugendliche aus unterschiedlichsten Ländern gemeinsam an Lösungen für eine bessere Zukunft arbeiteten, fünf Tage an denen zuvor Unbekannte zu Freundinnen und Freunden wurden, fünf Tage, in denen so manche und mancher über sich hinausgewachsen ist, vor allem jedoch fünf Tage, nach denen alle, die nächstes Jahr noch am AGH sind, sicher waren: Bei MUNOG 2024 sind wir wieder dabei.