Erfahrungen, Eindrücke und Emotionen: Uganda-Abend am AGH

Ende Oktober reisten zehn Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrern Bernd Wolpert und Boris Greiner nach Uganda, um unsere Partnerschule in Butende zu besuchen. Nun teilten sie ihre Erlebnisse mit interessierten Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen.

„Extrem herzlich“, „sehr offen“ und „mega gastfreundlich“ – diese Worte fielen immer wieder am Uganda-Abend vergangene Woche am Andreae-Gymnasium. Zehn Schülerinnen und Schüler waren im Oktober mit ihren beiden Lehrern Bernd Wolpert und Boris Greiner für zwei Wochen nach Uganda gereist, um die St. Michael’s School in Butende – seit 2014 Partnerschule des AGH – zu besuchen, persönliche Kontakte zu knüpfen und interkulturelle Erfahrungen zu machen, aber auch um die Perspektive des globalen Südens auf aktuelle Themen wie den Klimawandel oder das westliche Konsumverhalten kennenzulernen und sich darüber auszutauschen.

Am 18. Januar teilten sie nun mit der Schulgemeinschaft ihre Erfahrungen, Eindrücke und Emotionen – und davon gab es viele. In kurzweiligen Präsentationen erfuhren die Gäste etwas über kulinarische Erlebnisse, die unternommenen Ausflüge, insbesondere die Safari, über Wohn- und Lebensbedingungen der Menschen, über die Partnerschule und das Schulleben sowie über Prägung und Denkweisen der Menschen, denen die Schülerinnen und Schüler begegnet sind.

So berichteten Miriam und Gero, dass sie vor der Fahrt in der Tat Bedenken und ein bisschen Angst vor dem afrikanischen Essen gehabt hätten. Diese Bedenken seien aber bald zerstreut gewesen. Gleich zu Beginn des Aufenthalts wurde für die Gäste ein Huhn geschlachtet und zubereitet, man hat gemeinsam ugandisch und schwäbisch gekocht und so mancher hat gerade eine „Obsession“ für neue Lebensmittel entwickelt: So konnte Jannis nur schwer „nein“ zu Zuckerrohr sagen. Dass die Schüler*innen das afrikanische Essen zu schätzen gelernt hatten, bewiesen sie in der Pause und nach den Präsentationen, in denen sie für die Besucher*innen Chapati (Fladenbrot gefüllt mit Salat und Ei) zubereiteten.

Insgesamt fiel den Schülern auf, dass gemeinsames Essen und das Teilen von Essen einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft haben, insbesondere deshalb, weil Lebensmittel knapp sind und jeder, auch die Schule, eigene Lebensmittel anbaut. In der St. Michael’s School gibt es aus diesem Grund sogar einen Hasenstall, direkt über der Outdoor-Küche.

Dies sei, so Anna, Alex und Florian, auch einer der vielen Unterschiede zwischen deutscher und ugandischer Schule gewesen. Dort sitzen 50-60 Schülerinnen und Schüler in einem Klassenzimmer, wodurch nur sehr lehrerzentrierter Unterricht möglich ist. Der Besuch der deutschen Gäste bot da eine willkommene Abwechslung. Sowohl ugandische als auch AGH-Schüler hatten füreinander Präsentationen oder Spielszenen zum Thema Klimawandel und Umweltverschmutzung vorbereitet, damit man über diese Themen ins Gespräch kommen konnte. Was den Schülerinnen und Schülern jedoch am eindrücklichsten in Erinnerung blieb, war, wie selbstverständlich alle beim gemeinsamen Fußballspielen miteinander Spaß hatten, obwohl man sich doch kaum kannte, und wie alle kulturellen Unterschiede im Spiel bedeutungslos wurden.

Es gab jedoch auch nachdenklich stimmende Momente: Jana und Jannis berichteten von der Wohnsituation der Menschen – davon, dass sich das Leben weitestgehend im Freien abspielt, da der Platz in den Hütten begrenzt ist; davon, wie wenig die Menschen haben und wie großherzig sie das Wenige mit Gästen teilen; davon, dass Kinder morgens zwei Stunden zur Schule laufen müssen und abends wieder zurück, und davon, dass die meisten Hütten einen kleinen Familienfriedhof im Garten haben, in dem auch kleinere Gräber zu finden sind. Das, sagte Jana, habe sie sehr betroffen gemacht. Andererseits habe sie es aber als schön empfunden, dass die Menschen auch nach dem Tod noch für ihre Familie präsent sind.

Als faszinierend erlebten die Schüler*innen die Ausflüge, die sie zusammen mit den ugandischen Schüler*innen unternahmen. Jana-Maria und Simon berichteten begeistert vom Besuch der Stadt Masaka, in der man vergebens Gehwege suchte und die Menschen kaum mit Autos, dafür aber auf Fahrrädern und Motorrädern unterwegs waren, vom Besuch einer Kartoffelfarm und dem Gespräch mit dem Bauern und der Fahrt zur SSese-Insel auf dem Viktoriasee. Besonderen Eindruck hinterließ ein Tag, an dem die Gruppe vormittags eine Müllkippe besuchte, um sich ein Bild davon zu machen, wie in anderen Teilen der Welt mit Müll umgegangen wird. Auf dieser Müllkippe kamen die Jugendlichen mit einem jungen Ugander ins Gespräch, der, statt die Schule zu besuchen, Plastikflaschen sammelte, um sich durch deren Verkauf seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Den krassen Gegensatz dazu bildete der abendliche Besuch eines Luxus-Resorts, wo man sich fast in einer anderen Welt wähnte. Obwohl man natürlich gewusst hätte, dass es diese Gegensätze gibt, sei es schockierend gewesen, sie mit eigenen Augen zu sehen, schockierend auch, weil es einen gezwungen habe, das eigene Konsumverhalten zu überdenken.

Das absolute Highlight der Fahrt war nach einhelliger Meinung die Safari. Alex schilderte, dass alle fast ausgeflippt seien, als sie die ersten Zebras gesehen haben, und dass alle kaum fassen konnten, wie zahlreich die Tiere waren, die sie zum Teil aus nächster Nähe zu sehen bekamen: neben Zebras trafen sie auf Giraffen, Wasserbüffel, Nilpferde, Affen, Antilopen, Warzenschweine und einen Kronenkranich, das Wappentier Ugandas, das aufgrund seines imposanten, ehrwürdigen und vor allem friedlichen Wesens diesen Status innehat.

Abgerundet wurde der Abend von Anjo, der das Wesen der Ugander zu fassen versuchte: Religion spielt eine wichtige Rolle, auch weil viele Schulen von Kirchen verwaltet werden. Immer wieder sei das warme Miteinander, die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen zu spüren gewesen, die verbarg, dass die Zukunftsperspektiven der jungen Menschen alles andere als rosig seien. Wer nicht im Heimatdorf bleiben möchte, sieht seine Zukunft fern der Heimat als Lehrer oder Arzt in Europa. Und wie reagieren die Menschen in Uganda auf den Klimawandel? Anjo schilderte, dass Uganda aufgrund seiner Lage am Äquator die Folgen des Klimawandels nicht so intensiv wahrnehme wie wir in Europa, deshalb sei das Thema nicht so stark im Bewusstsein der Menschen. Umso wichtiger ist es, den globalen Süden bei der Suche nach Lösungen einzubeziehen und mitzudenken.

Was bleibt also von diesen zwei Wochen in Afrika? Nachdenkliche, aber vor allem begeisterte Jugendliche, die einen Blick weit über ihren Tellerrand werfen konnten und mit einmaligen Erfahrungen und Eindrücken zurückkehrten – und die Kontakte mit Menschen aus einer anderen Lebenswelt geschlossen haben, die sie nie vergessen werden. Danke an Bernd Wolpert und Boris Greiner, die all das möglich gemacht haben.

Wer mehr über die Fahrt und die Partnerschule des AGH erfahren möchte, ist herzlich eingeladen zum Tag der offenen Tür am kommenden Freitag, dem 03.02., ab 15:30 Uhr, an dem es auch Einblicke in den Uganda-AK gibt.