„Post von Karlheinz“: Lesung von Hasnain Kazim am AGH

„Fastet. Oder esst. Aber seid nett zueinander. Respektiert, wenn andere anders handeln, anders glauben, anders denken als ihr. Das ist doch nicht so schwer, oder?“ Hasnain Kazim liest im Rahmen der AGH-Uni aus seinem Buch "Post von Karlheinz".

Bereits seine Vita klingt spannend, und dass auch die Person hinter dieser Vita interessant und aufregend ist, davon konnten sich am Mittwoch 65 Schüler*innen der Jahrgangsstufe 1 des Andreae- Gymnasiums (AGH) überzeugen. Hasnain Kazim, Sohn indisch-pakistanischer Einwanderer, geboren im beschaulichen Ort Hollern-Twielenfleth in Norddeutschland, fuhr nach dem Abitur sechs Jahre lang als Marinesoldat zur See und studierte bei der Bundeswehr Politikwissenschaften. Anschließend war er zunächst als freier Mitarbeiter für diverse Zeitungen und die dpa und später als Auslandskorrespondent des Spiegels in Südasien und der Türkei tätig. Aktuell arbeitet er als freischaffender Autor und das überaus erfolgreich. In seinen Büchern geht es um persönliche Erfahrungen, z.B. als Einwanderer in Deutschland, oder den Umgang mit Diskriminierung und Rassismus.

Als Leiter des AKs „Schule mit Courage/Schule ohne Rassismus“ hatte AGH-Lehrer Boris Greiner Herrn Kazim zu einer Lesung seines Erfolgsbuches „Post von Karl-Heinz – Wütende Mails von richtigen Deutschen und was ich ihnen antworte“ eingeladen. Seine Reaktion auf Hass und Hetze im Netz, stark geprägt von persönlichen Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen, ist außergewöhnlich und beeindruckte alle Zuhörer*innen. Es gelang ihm schnell durch seine Lebensgeschichte und seinen Umgang mit medialen Ereignissen mit rassistischem Hintergrund, von Anschlägen auf Asylantenheimen bis hin zu Wahlerfolgen und Slogans der AfD, das Publikum in seinen Bann zu ziehen und die Schüler*innen in ihrer Lebenswelt abzuholen. Seine Entscheidung, Hassmails persönlich zu beantworten und somit in einen offenen Dialog mit zum Teil anonymen Personen und fragwürdigen Kommentaren im Netz zu gehen, war nicht nur mutig, sondern kann auch vielen Jugendlichen als Beispiel dienen, sich nicht alles gefallen zu lassen, Dinge und Äußerungen kritisch zu hinterfragen und sich selbst ein Herz zu fassen und aktiv zu werden. Bei all seinen Schilderungen wirkte er sehr emotional und authentisch, was die Zuhörenden trotz später Stunde noch fesselte und stark berührte.

Durch seinen Mix aus Erzählung und Lesung schaffte er es immer wieder, den Bogen zu spannen zwischen seinen persönlichen Erfahrungen und Appellen an die Schülerschaft, wie z.B. der Rat seiner ehemaligen Französischlehrerin: „Lass dich niemals einschüchtern“. Wichtig ist ihm auch, dass wir in einer lebendigen Demokratie leben, in der jeder alles sagen und kritisieren darf, verbunden mit dem kleinen humoristischen Zusatz: „Wir müssen reden, aber nicht mit allen“. Alles in allem war es ein mehr als gelungener Nachmittag, der allen Zuhörer*innen sicher in Erinnerung bleiben wird, genauso wie hoffentlich ein Zitat aus einem Tweet anlässlich des Ramadans, den Hasnain Kazim kürzlich abgesetzt hat und der eindrücklich seine Einstellung und Botschaft an die Welt verdeutlicht: „Fastet. Oder esst. Aber seid nett zueinander. Respektiert, wenn andere anders handeln, anders glauben, anders denken als ihr. Das ist doch nicht so schwer, oder?“

(Boris Greiner)