Das hat es am AGH bisher noch nicht gegeben: An zwei Abenden brachte der Literatur- und Theaterkurs der J1 zwar dasselbe Stück, „Les Misérables – Die Elenden“ von Cornelia Wagner nach dem Roman von Victor Hugo, auf die Bühne, jedoch schlüpften die Mitwirkenden am zweiten Abend in jeweils unterschiedliche Rollen. Eine Riesenleistung, denn die Akteure mussten sich so auf die Darstellung zweier völlig verschiedener Charaktere einlassen. Dass ihnen das hervorragend gelang, zeigte sich im tosenden Applaus der an beiden Abenden vollbesetzten Aula.
Die auf Victor Hugos Meisterwerk basierende Handlung begleitete das Publikum durch die verschiedenen Lebensabschnitte des ehemaligen Sträflings Jean Valjean (Fabio Verde / Silje de Waal), der es zum respektablen Bürger, ja sogar zum Bürgermeister und Fabrikbesitzer bringt, doch stets auf der Hut vor seinem Verfolger sein muss, dem prinzipientreuen Polizeiinspektor Javert (Leonie Kunkel / Lisa Weiß), der ihn im Glauben, dass ein Sträfling immer ein Sträfling bleibt, so schnell wie möglich wieder hinter Gitter bringen will. Dabei wird Valjean aufgrund seines Gerechtigkeitssinns und seiner Wohltaten allseits geschätzt, vor allem von jenen, denen ansonsten wenig Respekt entgegengebracht wird. Als sich Studenten gegen die Obrigkeit auflehnen und buchstäblich „auf die Barrikaden gehen“, schließt sich Valjean aus Solidarität mit seiner Adoptivtochter Cosette (Hannah Mohr) und deren Freund Marius (Malin Kollinger / Elena Soulas Moreno) der Revolte an, die vielen von ihnen das Leben kostet. Javert, inzwischen als Spitzel der Monarchie tätig, fliegt auf, wird jedoch von Valjean vor dem wütenden Mob gerettet. Sein Schwarz-Weiß-Denken entpuppt sich als Irrtum seines Lebens und er wählt den Freitod, während Valjean, vor Cosette und Marius rehabilitiert, am Ende seines erfüllten Lebens in Frieden einschlafen darf.
Dass die KursteilnehmerInnen sich zu Beginn des Schuljahrs just für die Darstellung dieser hochkomplexen und weltberühmten Geschichte um Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit entschieden haben, zeugt von großem Selbstvertrauen und einigem Mut. Nach Monaten harter Arbeit haben sie jedoch alle Herausforderungen des Stücks brillant gemeistert, nicht nur in der Darstellung der zahlreichen Charaktere, sondern auch bei der Gestaltung des eindrucksvollen Bühnenbilds: auf das Notwendigste reduziert und in seiner Wirkung trotzdem opulent und dem Thema in jeder Hinsicht gerecht werdend. Musikalisch untermalt wurden die beiden Vorstellungen von Philipp Lutsch, Talia Mustucu und Silje de Waal jeweils am Klavier.
Wir freuen uns, dass es auch diesem Literatur- und Theaterkurs unter der Leitung von Frau Bentele bereits in seinem ersten Jahr gelungen ist, die erfolgreiche Schultheatertradition am AGH fortzuführen, und freuen uns schon auf das dann selbst verfasste Stück im kommenden Schuljahr!
Fotos werdem demnächst hier hochgeladen!