Sozialpraktikum

Das Sozialprojekt am AGH

„Fit für andere“

Unter diesem Motto findet am Andreae-Gymnasium Herrenberg jedes Jahr ein Sozialprojekt für die Klassenstufe 9 statt. Die Schülerinnen und Schüler sollen dabei in ihrer sozialen Kompetenz gestärkt werden und Einblick in verschiedene soziale Arbeitsbereiche erhalten.

„Fit für andere“ gliedert sich in eine Vorbereitungsphase am Ende des ersten Halbjahres und eine Praktikumsphase am Ende des Schuljahres in einer frei gewählten sozialen Einrichtung.

In der Vorbereitungsphase können die Schülerinnen und Schüler zwischen verschiedenen Modulen wählen. Dabei stehen wechselnde Angebote zur Auswahl: z.B. „Erste-Hilfe-Kurs“, „Jugendliche begleiten Jugendliche“, „Gruppen leiten“, „Alte Menschen begleiten“, „Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung“, „Mit Behinderungen LEBEN“ u.a.

An der Durchführung sind Fachlehrerinnen und Fachlehrer des AGH sowie Experten von außerhalb beteiligt.

Das Konzept

Die im Bildungsplan angestrebte Förderung der „Sozialkompetenz“ von Schülerinnen und Schülern soll mit Hilfe der Module und der Praktikumsphase verstärkt werden. Gedacht ist in dieser zweiten Phase an die praktische Mitarbeit in einer sozialen Einrichtung. Es geht hier jedoch nicht in erster Linie um das Kennenlernen eines Arbeitsplatzes, sondern um Begegnungen mit Menschen, die aus welchen Gründen auch immer auf die Hilfe anderer angewiesen sind. In diesen „Echtsituationen“ sollen die soziale Sensibilität wachsen und dabei gleichzeitig auch die personalen Kompetenzen gefördert werden. Im Einzelnen erhoffen wir uns:

  • Förderung des Verantwortungsbewusstseins durch die Übernahme von Aufgaben und Pflichten
  • Schulung der Wahrnehmungsfähigkeit für die Individualität und Würde jedes Menschen
  • Entwicklung von Verhaltenssicherheit im Umgang mit hilfsbedürftigen Menschen
  • Förderung des Wissens über soziale Zusammenhänge und über soziale Hilfen
  • Kennenlernen von Möglichkeiten sozialen Engagements

Der organisatorische Rahmen

Klassen: Jahrgangsstufe 9
Zeitraum:
  • Vier Einheiten im Jan./ Feb. in den von den Schülern gewählten Modulen
  • Eine Woche am Ende des Schuljahres für jede Klasse der Jahrgangsstufe 9 (je zwei Klassen sind gleichzeitig im Praktikum)
  • Auswertungshalbtag
Veranstaltungsform:
  • Einführungsnachmittag
  • 16 Unterrichtsstunden im Jan./ Feb. in den Modulen am Nachmittag oder samstags
  • Einwöchiges Blockpraktikum (Montag – Freitag, je 5 Zeitstunden)
  • Begleitende Besuche oder Anrufe der Fachlehrerinnen und Fachlehrern
  • Vorbereitung des Praktikumsberichts im Rahmen des Deutschunterrichts
Anforderungen:
  • Regelmäßige Teilnahme an den Modulen und der Praktikumswoche
  • Vollständiger Praktikumsbericht
  • Teilnahme am Auswertungshalbtag
Bescheinigung:  Zertifikat als Beilage im Zeugnis

 Eindrücke von Schülerinnen und Schülern

„Ich bin total begeistert von meinem Praktikum. Der Fall, dass mich nicht alle Kinder als Autoritätsperson akzeptieren würden, ist nicht eingetreten. Die Kinder kamen bei Problemen zu mir ohne zu zögern und fragten, ob ich mit ihnen spielen würde (…) Ich habe gelernt wie man mit vielen Kindern gleichzeitig umgeht und dass ich nicht nachgeben soll, wenn ein Kind die „Extrawurst“ spielt …“

Anna K. im Kinderhaus Holdergraben

„Als ich mich um Ostern rum für das Wohnheim der GWW (Gemeinnützige Werkstätten und Wohnstätten) in Herrenberg entschied, hatte ich anfangs noch etwas Angst. Was wird auf mich zukommen? Kann ich überhaupt mit den Bewohnern umgehen? Doch schon nach unserem ersten Treffen (in den Osterferien) freute ich mich, die Woche im Wohnheim verbringen zu können. Ich bin froh, dass ich mich dafür entschieden habe. Denn ich habe einiges über Menschen mit geistigen Behinderungen erfahren. (…) Besonders bewegt hat mich ein Bewohner, den ich auch bewundere. Er hat immer ein Lachen auf dem Gesicht gehabt, wenn wir zu ihm rein kamen und hat sich riesig gefreut. Ich finde es bewundernswert, dass er trotz allem noch so fröhlich ist. (…) Ich denke, jeder sollte mal in einem Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung gewesen sein und sich mit ihnen beschäftigt haben. Denn dann wüsste jeder, dass es Menschen wie wir sind, nur eben mit einer Behinderung. Aber wer ist schon perfekt? …“

Tatjana A. in einem Wohnheim der GWW Herrenberg

„Das Praktikum hat meinen Erwartungen völlig entsprochen. Besonders bewegt haben mich in der Woche die psychisch kranken Menschen, die ich mitbetreut habe. Denn hier habe ich erst ein Bild darüber erhalten, wie bedürftig diese Patienten sind (…) Die Frage, was diese Menschen in der Einrichtung wirklich denken, hat mich während des Praktikums sehr bewegt und ich werde bestimmt noch lange darüber nachdenken, auch wenn ich zu keiner Antwort komme, da diese nur die kranken Menschen selbst kennen…“

Simon G. im Vinzenz von Paul Hospital in Rottweil

„Meiner Ansicht nach hat das Praktikum meine Erwartungen erfüllt, wenn auch mit einigen Abstrichen. Der Humor der alten Leute war manchmal wirklich lustig und beim Umgang mit Menschen, insbesondere alten Menschen, habe ich meiner Meinung nach einen großen Fortschritt gemacht. Mittlerweile bin ich sogar einigermaßen in der Lage, mich um eine demente Person zu kümmern. Außerdem habe ich viel über die verschiedenen Stadien der Alzheimer Krankheit erfahren und kann jetzt ein wenig mehr abschätzen, wie solch eine Krankheit wohl verläuft…“

Marius S. im Altenzentrum Herrenberg der evangelischen Diakonieschwesternschaft Herrenberg.