Nach drei Jahren Corona-Zwangspause war es wieder soweit: Eine 16-köpfige Delegation des Andreae-Gymnasiums Herrenberg (AGH) konnte in Begleitung ihrer beiden Lehrerinnen Jasmin Dengler und Dagmar Weber für eine Woche zu einer internationalen MUN-Konferenz nach Bukarest reisen – den Model United Nations of Bucharest (MUNOB). Finanziell unterstützt wurde die Gruppe dabei vom Förderverein des AGH (efa) und der Bürgerstiftung Herrenberg. Dafür bedanken wir uns sehr herzlich.
MUN-Konferenzen sind detailgetreue Simulation einer UN-Konferenz in diesem Falle mit Teilnehmenden aus Rumänien, Spanien, Deutschland und Moldau. Die Delegierten repräsentieren bei einer solchen Konferenz jeweils ein ihnen zugewiesenes Land (im Falle des AGH China und Italien) und erarbeiten in Komitees zu verschiedenen Themen aus der Position dieses Landes heraus eine Resolution – und all das ausschließlich auf Englisch.
Es gilt also im Vorfeld der Konferenz nicht nur, sich gründlich über das zu diskutierende Thema zu informieren und sich nötige Vokabeln zu erarbeiten, sondern auch zu recherchieren, wie das vertretene Land zu dem jeweiligen Thema steht, welche Haltung die anderen Länder dazu einnehmen sowie welche Lösungsmöglichkeiten denkbar wären. Diese Recherchen müssen bereits vor der eigentlichen Konferenz schriftlich festgehalten und vorab bei den Vorsitzenden der Komitees zur inhaltlichen und formalen Prüfung eingereicht werden.
Auch bei dieser Konferenz stellte das AGH wieder zwei solche Vorsitzende – Meryem Baloglu und Anjo Babel (beide J1) –, die diese anspruchsvolle Vorab-Aufgabe gewissenhaft bewältigten und später bei den eigentlichen Sitzungen auf die Einhaltung der vielfältigen Regularien achteten und die Diskussionen leiteten. Eine weitere wichtige Funktion erfüllte Wenzel Ormos (J2), der trotz Abitur-Vorbereitung die Delegation Chinas hervorragend als Botschafter vertrat und bei der Eröffnungszeremonie eine Rede vor der Generalversammlung hielt, um die Positionen des Landes zu allen Themen der Konferenz darzulegen.
Insgesamt wurden an den drei eigentlichen Konferenztagen vielfältige Themen erörtert: So ging es beispielsweise um die Frage nach der Regulierung von Kryptowährungen und der Deepfake-Technologie, die Konflikte um die Kurilen und in Transnistrien, Wege, um die Verbreitung von HIV unter Jugendlichen einzudämmen und ukrainische Flüchtlinge bei der Erhaltung ihrer kulturellen Werte zu unterstützen, den Schutz der Rechte von Wanderarbeitern, die Eindämmung von Drogenproduktion und -schmuggel in Asien sowie von U-Booten gefeuerte Raketen. Drei Tage lang wurde jeweils vom 09:00-17:00 Uhr hochkonzentriert nach strikten Regularien diskutiert, bis am Ende des dritten Tages von allen Komitees Resolutionen erarbeitet worden waren, die dann am letzten Tag in der Generalversammlung vorgetragen und zur Abstimmung gestellt wurden. Auf diese Art und Weise beschäftigten sich die Schüler:innen intensiv mit dem Gestalten einer besseren Zukunft, und ganz nebenbei wurde sehr handlungsorientiert die Demokratiebildung gefördert.
Auch wenn mit der abschließenden Generalversammlung der formelle Teil von MUNOB beendet war, so war der eigentliche Höhepunkt der Konferenz doch die Abschlusszeremonie, bei der alle beteiligten Schulen etwas darboten – von Gesang über Tanz bis zu einer Polonaise durch die gesamte Aula der Schule -, und bei der Belobigungen und Preise für besonders engagierte und gute Delegierte vergeben wurden. Auch hier war das AGH durchaus erfolgreich: Einen „Shoutout“ erhielt Cedric Nitschinger (10a), jeweils eine „lobende Erwähnung“ ging an Ana Mojovic (10d) und Wenzel Ormos (J2), als „ausgezeichneter Delegierter“ wurde Yasin Salem (10a) ausgezeichnet, und Fynn Donnellan (10a) erhielt sogar den Titel des „besten Delegierten“ in seinem Komitee.
Neben all der harten Arbeit kam bei MUNOB aber auch der Spaß nicht zu kurz: Neben einer Tagesfahrt nach Transsilvanien (Siebenbürgen) mit der Besichtigung von Schloss Peles (der Sommerresidenz des ersten rumänischen Königs, der aus dem Hause Hohenzollern stammte) und dem „Dracula-Schloss“ Bran gab es ein Abendessen der einzelnen Komitees, eine Party aller Delegierten sowie privat organisierte abendliche Treffen, bei denen es die Möglichkeit gab, gemeinsam ins Gespräch zu kommen und sich über alle Ländergrenzen hinweg gegenseitig kennenzulernen. Und so fiel dann nach einer Woche auch der Abschied von den neugewonnenen Freund:innen schwer. Was bleibt, sind neu erlangte persönliche Kompetenzen, unersetzliche Erfahrungen, gemeinsame Erinnerungen und die Hoffnung, sich auf der nächsten MUN-Konferenz wiederzusehen.
(D. Weber)