Literatur- und Theaterkurs der J2 präsentiert [In]-Balance

Ein ganz besonderes Stück präsentierte der Literatur- und Theaterkurs der J2 unter der Leitung von Judith Bentele an den zwei Abenden des 15. und 16. Februar 2019:

Eine ganz in Weiß ummantelte Bühne mit einem stilisierten Grab in der Mitte ließ die Zuschauer schon vor Beginn des Stücks eine hochdramatische Handlung erahnen. Diese spann sich um die um ihren Vater trauernde und schwer traumatisierte Alice, hervorragend ausdrucksstark gespielt von Kaja Brenner, die sich auf Anraten von Dr. Jekyll in psychiatrische Behandlung begibt. Dr. Jekyll? fragt sich der Zuschauer und sieht sich plötzlich mit einer ganzen Reihe literarischer Gestalten konfrontiert, die sich in der psychiatrischen Klinik um Alice (im Wunderland?) scharen. Neben Louis Stevensons Dr. Jekyll, sind das Michael Endes Momo, J.R.R. Tolkiens Gandalf, Roald Dahls Willy Wonka, Oscar Wildes Dorian Gray, Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes, Thomas Harris‘ Dr. Hannibal Lecter, Joanne K.Rowlings Hermine Granger und Lewis Carrolls weißes Kaninchen Nivens McTwisp. Zu ihnen gesellen sich die Comicfigur „Joker“ sowie Goethes Mephisto, der mit keinem Geringeren als Gott selbst eine Schachpartie austrägt. Als Therapeut agiert Dr. Miller, der sich neben Alice als die einzige reale Figur im Stück herausstellt, denn alle anderen entspringen allein der schwer gestörten Psyche von Alice, die es mit Hilfe des realen Arztes immerhin schafft, sich einiger dieser Figuren zu entledigen. Alles deutet auf ein Happy End hin, doch da verliert Gott das Schachspiel gegen Mephisto…

Was die Schülerinnen und Schüler zwischen Oktober und Dezember 2018 verfasst haben, ist ein ebenso packendes wie tiefgründiges Stück., das viele Fragen zur eigenen Identität aufwirft und die Komplexität der menschlichen Psyche aufzeigt. Gleichzeitig betonen die jungen Autoren, wie „wichtig es ist, dass man sich Hilfe holt, wenn man selbst nicht mehr weiterkommt“, denn „Einsamkeit kann sehr schmerzhaft sein, so sehr, dass jedes Mittel recht ist, vor ihr zu fliehen“. In diesem Sinne zeige das Stück „die Zerbrechlichkeit von Menschen und das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Bezugspersonen“.

Während der beiden Aufführungen am AGH konnte man sich nicht nur von der hohen Qualität und Tiefe des Stücks überzeugen, sondern auch von der Darstellungskraft der Schülerinnen und Schüler, die es blendend verstanden, ihren jeweiligen Figuren Authentizität zu verleihen und ihnen Leben einzuhauchen. Entsprechend rauschend war am Ende der Beifall des Publikums! Es bleibt zu hoffen, dass der so erfolgreiche Literatur- und Theaterkurs am AGH auch unter den neuen Abiturbedingungen ab 2021 erhalten bleibt.

Hier noch ein paar Impressionen: