PRÜFEN-RUFEN-DRÜCKEN am AGH

In den Sozialmodulen der Klassen 9 des AGH sind unter anderem zwei Erste-Hilfe Kurse angeboten worden. Der eine Kurs wurde von Herrn Borlan, Leiter der Schulsanitäts-AG des AGH angeboten, der andere wurde von Herrn Nix, Mitarbeiter des DRK Böblingen durchgeführt.

Beim letzten Treffen, am 21. Februar mussten die nun frisch ausgebildeten Ersthelfer, von der Sani-AG gestellte realistische Unfalldarstellungen meistern. Ein offener Knochenbruch, Verbrennungen und sogar starke Blutungen durften nicht fehlen. In Gruppen von drei bis fünf Schülern versorgten sie die hilfsbedürftigen Personen. Nachdem die Notsituationen erfolgreich gemeistert wurden, durften alle Teilnehmer noch zwei Gäste begrüßen. Herr Dr. Schürmann und Frau Steffens waren am AGH zu Gast und stellten uns das Projekt „Ein Leben retten – 100 Pro!“ vor.

                         

Dr. Schürmann ist seit mehr als 25 Jahren im Notarztdienst tätig. Er arbeitet im Krankenhaus in Herrenberg als Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin. Frau Steffens ist bereits Rentnerin, aber engagiert sich als ehemalige Krankenhausschwester bei diesem wichtigen Projekt.

Durch das Projekt „100 Pro“ bringen Dr. Schürmann und Frau Steffens Schülern, aber auch der breiten Bevölkerung bei, was sie tun müssen, wenn sie in die Situation geraten, dass sie einen Menschen wiederbeleben, also reanimieren, müssen. Das Projekt existiert seit März 2012 und ist europaweit verbreitet. Ein Vorfall 2015, bei dem ein Junge (des VfL Herrenberg) während eines Fußballspiels zusammenbrach und dank der Reanimation durch zwei Laien keine Hirnschäden davontrug, war der Auslöser, dass Herr Dr. Schürmann und vier weitere Ärzte sowie einige Schwestern des Krankenhauses Herrenberg sich dem Projekt „100 Pro“ anschlossen. Dank diesem und anderen Projekten konnte der Anteil an Reanimationen durch Laien, bevor der Rettungsdienst kommt, bundesweit von 12% im Jahr 2010, auf 37% im Jahr 2016 mehr als verdreifacht werden. Ziel sind 70%, was bereits in Norwegen und Holland erreicht wurde.

Im Falle einer hilfsbedürftigen Person ist besonders wichtig: PRÜFEN, RUFEN, DRÜCKEN!

Prüfen:            sprich den Patienten an und rüttle an seinen Schultern; wenn keine Reaktion: bewusstlos!

Kopf überstrecken und Atmung prüfen; wenn keine oder keine normale Atmung: Reanimation!

Rufen:             wähle 112, um den Rettungsdienst in Bewegung zu setzten.

Drücken:                    reiß das Hemd auf und lege deine Hand auf die „Mitte des Brustkorbes“, lege die andere Hand darüber und drücke auf den Brustkorb „schnell und tief“ bis Hilfe kommt.

  • schnell heißt: 100-120 mal pro Minute
  • tief heißt : 5-6 cm tief

WICHTIG! Möglichst ohne Unterbrechung …bis der Rettungsdienst kommt!

Beim Einsatz eines Defibrillators ist es besonders wichtig, davor und danach weiterzudrücken. Ein Defibrillator ersetzt das Drücken nicht, sondern ist ein Hilfsmittel, um die Herzmuskelzellen wieder in den Gleichschritt und damit das Herz wieder selbst zum Pumpen zu bringen!

Durch das Drücken bringt man den Blutfluss der bewusstlosen Person wieder zum Laufen, indem bei jedem Druck Blut aus dem Herzen durch den Körper gepumpt wird und sich das Hohlorgan Herz bei der Entlastung wieder mit neuem Blut füllt. Bei einem Kreislaufstillstand trägt das Gehirn nach drei bis fünf Minuten irreversible Schäden davon. In Deutschland gibt es 10.000 Menschen mit einem schweren irreversiblen Schaden des Gehirns; viele von diesen Personen waren bis zum Eintreffen des Krankenwagens nicht oder unzureichend reanimiert worden. Das liegt meistens daran, dass die Menschen Angst davor haben, etwas falsch zu machen oder von anderen Menschen von der Reanimation abgehalten werden. In solch einer Situation darf man sich nicht beirren lassen, denn:

„Das Einzige was man falsch machen kann, ist nichts zu tun“!

(Tom Hahn, Amelie Keller)