Den Opfern Gesicht und Namen geben: 9. Klassen nehmen an „Weg der Namen“ teil

80 Jahre nach der Ankunft der ersten Häftlinge im KZ Hailfingen-Tailfingen haben Schüler*innen aus Herrenberg, Gäufelden und auch aus Rottenburg eine Menschenkette gebildet und somit den Leidensweg der Opfer symbolisiert. Mit dabei waren unsere 9. Klassen.

Nach umfangreichen Vorbereitungen nahmen am 20. November alle unsere 9. Klassen mit Herrn Yavuzcan, Herrn Häfele, Frau Wahrheit und Herrn Pfisterer an einer äußerst wichtigen Veranstaltung teil: dem „Weg der Namen“, organisiert von der KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen. Bei dieser Aktion bildeten mehrere hundert Schüler verschiedener Schulen eine riesige Menschenkette über mehrere Kilometer – vom Bahnhof in Gäufelden bis zum heutigen Sportplatz von Tailfingen, wo sich einst eine Flugzeughalle befand, in der die Zwangsarbeiter untergebracht wurden. Dies war genau die Wegstrecke, die die damaligen Häftlinge in Eiseskälte, ohne adäquate Kleidung und Ernährung gehen mussten.

189 KZ-Häftlinge waren es, die sich im November 1944 auf den Weg vom Bahnhof Nebringen zum KZ gemacht haben. Dort mussten sie Zwangsarbeit leisten und unter unmenschlichen Bedingungen einen Militärflugplatz ausbauen. Die Häftlinge hatten zu diesem Zeitpunkt bereits einen langen Leidensweg hinter sich, kamen sie doch zum Beispiel aus den KZs Stutthof und Auschwitz. Insgesamt 601 Jüdinnen und Juden wurden vom Bahnhof Nebringen zum KZ Hailfingen-Tailfingen gebracht. Knapp 200 von ihnen sind dort gestorben.

80 Jahre später haben nun Schüler*innen aus Herrenberg, Gäufelden und auch aus Rottenburg eine Menschenkette gebildet und somit den Leidensweg symbolisiert. Benjamin Merkt, dem Vorsitzenden der KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen, war es ein Anliegen, durch diese Aktion nicht nur an die damaligen Ereignisse zu erinnern, sondern den jüdischen Häftlingen auch ihre Namen wieder zurückzugeben. Daher hatte jede*r Schüler*in zu einem der ehemaligen Häftlinge ein Plakat vorbereitet, das bei der Menschenkette symbolisch in der Hand gehalten wurden. Auf diesem Plakat standen Namen und die erhaltenen Informationen zu einem oder einer Gefangenen.

8 Jahrzehnte ist die Ankunft dieser ersten Gefangenen nun schon her – doch gerade jetzt ist das Gedenken an diese schreckliche Zeit wieder immens wichtig; und so ließen sich unsere Schüler*innen auch von der bitteren Kälte nicht davon abhalten, ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen und den damaligen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wieder ein Gesicht und ihre Namen zu geben.

Wir danken allen beteiligten Schüler*innen für die Teilnahme an dieser besonderen Aktion, für die Vorbereitung der Plakate und das Ausharren in der Kälte. Besonderer Dank geht an die Lehrer*innen der 9. Klassen, die das Projekt mit den Schüler*innen geplant, organisiert und durchgeführt haben.

(Bericht von Sandra Wahrheit)