New York, Rio, Tokio, …: Vortrag von Hannah Koch über ihr Engagement als Jugenddelegierte

Unsere ehemalige Schülerin Hannah Koch ist seit ihrem Abitur viel in der Welt herumgekommen - nicht (nur) zu ihrem persönlichen Vergnügen, sondern vor allem, um die Interessen der deutschen Jugendlichen im globalen Kontext zu vertreten. Am 09. Dezember ist sie ans AGH zurückgekehrt und hat mehr als 50 interessierten Schüler*innen der Oberstufe von ihrem Werdegang und ihren Aktivitäten berichtet.

Bereits in ihrer Schulzeit war Hannah vielfältig aktiv, einerseits politisch außerhalb der Schule, andererseits z.B. in der SMV, bei den Schulsanitätern und Streitschlichtern, im MUN-Club, sie hat Gottesdienste mitgestaltet und „Schule als Staat“ vorbereitet. Was immer wieder deutlich wurde: Hannah verabscheut Ungerechtigkeit und trat schon immer aktiv dagegen ein. Für all das erhielt sie 2021 mit ihrem Abitur den AGH-Sozialpreis. Es folgte ein einjähriger Freiwilligendienst in Uganda, dem sich nun ein Studium der Politik- und Nachhaltigkeitswissenschaften in Lüneburg angeschlossen hat. Das allerdings, muss Hannah zugeben, läuft gerade ein bisschen nebenher, denn ihr ehrenamtliches Engagement nimmt enorm viel Raum ein.

So war sie bereits zweimal Jugenddelegierte bei Y20-Gipfeln: 2023 in Varanasi (Indien) und 2024 in Belém und Rio de Janeiro (Brasilien). Diese Jugendgipfel finden immer im Rahmen von G20-Gipfeln statt. Jugendliche aus allen Teilen der Welt  kommen zusammen und diskutieren aktuelle Themen aus dem Blickwinkel der Jugendlichen ihres Landes, um gemeinsame Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln und an die Politiker ihres Landes weiterzugeben.

Äußerst lebendig schildert Hannah den Ablauf dieser Jugendgipfel: die Arbeit in den Komitees, die Reden, die vielen Sitzungen zwischendurch, in denen Übereinkünfte gesucht werden, das Rahmenprogramm und ihr Foto auf dem Titelbild einer indischen Zeitung, auch wenn die Bildunterschrift etwas ganz Anderes aussagte als das, was tatsächlich zu sehen war. Auch schildert sie, dass nicht alle Jugendliche frei ihre Meinung äußern konnten, sondern klar die Parteilinie der herrschenden Partei ihres Landes vertreten mussten – eine ernüchternde, aber wichtige Erkenntnis für die Zuhörenden.

Im November 2024 nahm Hannah dann an dem japanischen Regierungsprogramm MIRAI in Tokio (Japan) teil. MIRAI ist das japanische Wort für Frieden, als Akronym steht es für „Mutual Understanding, Intellectual Relations and Academic Exchange Initiative“. In ihrer Gruppe beschäftigte sie sich mit Diplomatie und Sicherheitspolitik, was sie bei der geopolitischen Situation Japans gerade extrem spannend findet. Besonders lebhaft ist ihr auch in Erinnerung geblieben, dass sie gerade im japanischen Außenministerium war, als Donald Trump zum Wahlsieger in den USA ausgerufen wurde.

Aber damit nicht genug: Von 2024 bis 2025 ist Hannah nun zusammen mit der aus Lüneburg stammenden Alina Reize deutsche Jugenddelegierte bei den Vereinten Nationen, auf Englisch: United Nations (UN). Sie ist offizielles Mitglied der deutschen Delgation und vertritt in ihrem Amt bei der UN alle in Deutschland lebendenen Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren. Wie immens wichtig das ist, verdeutlicht sie mithilfe eines kleinen Quiz:  42% der Weltbevölkerung ist unter 25 Jahre alt, während nur 2% aller Parlamentarier*innen jünger als 30 sind. Das Durchschnitsalter von Präsident*innen weltweit liegt bei sage und schreibe 62 Jahren. Um also Themen bei den Vereinten Nationen platzieren zu können, die die Jugendlichen betreffen und die die älteren Abgeordneten möglicherweise nicht im Blick haben (und das sind eigentlich alle UN-Ziele der nachhaltigen Entwicklung), gibt es UN-Jugenddelegierte. Hannah betont ausdrücklich, dass Alina und sie ausschließlich zivilgesellschaftliche und keinerlei Regierungsinteressen vertreten. Insbesondere sind sie sich dessen bewusst, dass sie selbst nicht repräsentativ für deutsche Jugendliche sind. Daher machen sie Workshops in Schulen und treffen möglichst diverse Jugendliche, um deren Lebenswirklichkeiten, Wünsche und Sorgen kennenzulernen und miteinbringen zu können.

Wie das geht? Einerseits verfassen Alina und Hannah Briefe oder Positionspapiere, beispielsweise haben sie schon an UN-Genralsekretär António Guterres oder an den UN-Sicherheitsrat geschrieben. Andererseits gibt es tatsächlich manchmal auch die Möglichkeit, vor einem Ausschuss der UN-Generalversammlung eine Rede zu halten. Einmal hat Hannah das bereits getan und ein zweites Mal ist bereits geplant. Was Hannah aber auch verrät: Die eigentlichen Deals werden nicht in den großen Versammlungen, sondern in informellen Meetings gemacht, zu denen es immer wichtig ist, Zutritt zu bekommen, um eigene Akzente setzen zu können. Aber damit nicht genug:  Koordinierungstreffen, Social Media Planung, Interviews mit dem Fernsehen, ein Treffen mit Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai, ein informelles Treffen, eine Ausschuss-Sitzung, Absprachen mit der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland, ein Empfang in der Vertretung der EU – das ist das Programm eines einzigen beispielhaften Tages, das Hannah den Schüler*innen zeigt. Kein Wunder kommt ihr Studium gerade etwas zu kurz.

Nach einer ausführlichen Fragerunde gibt es dann noch etwas für die Zuhörer*innen zu tun. Hannah braucht Input für ihre nächste Rede. Dazu möchte sie erfahren, was unseren Schüler*innen auf dem Herzen liegt. „Wie sieht eine perfekte Welt für dich aus?“, „Was muss passieren, damit diese perfekte Welt Realität wird?“ Aus den Antworten auf diese Fragen möchte sie konkrete Forderungen an die UN ableiten. Bevor die Pausenklingel ihrem spannenden und faszinierenden Vortrag ein Ende setzt, versäumt sie nicht, die Schüler*innen zu animieren, selbst gesellschaftlich aktiv zu werden: in Parteien oder Jugendparlamenten, in Vereinen oder Ehrenämtern, im Stadtjugendring, im Austausch mit Politiker*innen und durch die Teilnahme an Wahlen.

Vielen Dank, Hannah, dass du dir die Zeit genommen, deine Arbeit so lebendig und begeisternd vorgestellt und vielleicht ja den einen oder die andere inspiriert und motiviert hast. Wir wünschen dir alles Gute bei deinem nächsten Abenteuer: deinem Auslandssemester in Hongkong.

Wer mehr über die Arbeit der Jugenddelegierten wissen oder sich gar selbst bewerben möchte, findet Informationen auf www.jugenddelegierte.de oder auf Instagram (jugenddelegierte).