Am 19. Juni fuhren die beiden Geschichtskurse der J2 von Herrn Yavuzcan und Frau Wahrheit gemeinsam zur KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen.
Andreas Kroll erwartete uns bereits an der Gedenkstätte in Tailfingen. Zunächst informierten wir uns im Dokumentationszentrum, das im alten Tailfinger Rathaus untergebracht ist und 2010 eröffnet wurde. Hier besteht die Möglichkeit, sich eingehend mit der Geschichte des Lagers zu befassen.
Insgesamt kamen im November 1944 600 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Stutthof bei Danzig nach Tailfingen. Nicht wenige waren vorher in Auschwitz, waren traumatisiert und hatten Schreckliches in Lagern erlebt. Die Häftlinge waren ausschließlich jüdische Männer im Alter von 15 bis 60 Jahren und kamen aus insgesamt 16 verschiedenen Ländern.
Unsere Abiturienten konnten in diesem Raum die verschiedenen Biografien von 15 Häftlingen sowie ihre Lebens- und Leidensgeschichten erfahren. Auch über die räumliche Situation des Lagers, wie den Hangar, an dem sich heute der Fußballplatz in Tailfingen befindet, konnten wir viele Informationen mitnehmen. Die Häftlinge mussten in nahegelegenen Steinbrüchen Zwangsarbeit verrichten. Sie wurden zu Rodungsarbeiten und zum Ausbau der Start- und Landebahn sowei zum Bau von zwei Rollwegen eingesetzt; weiterhin zur Beseitigung von Blindgängern. Die Arbeit war sehr hart, und sie bekamen viel zu wenig Nahrung, sodass nachweislich 189 der Häftlinge zu Tode kamen. Der Lagerkommandant Eugen Witzig wurde wegen seiner Verbrechen nie zu Rechenschaft gezogen.
Nach diesen bedrückenden Informationen in der Gedenkstätte befassten sich beide Geschichtskurse mit Biografien von Opfern und Tätern, die uns die Personen und ihre Schicksale noch einmal vor Augen führten. Einige der Schüler*innen hatten von dem ehemaligen KZ-Außenlager gehört, andere wussten nicht, dass in der Nähe von Herrenberg ein ehemaliges Konzentrationslager gelegen hatte. Auch die Vorstellung, dass heute auf dem Gelände des Hangars, wo die Häftlinge untergebracht waren, ein Fußballplatz ist, ist etwas gewöhnungsbedürftig.
Am Ende sind wir noch zum Tailfinger Friedhof gegangen. Hierhin wurden 75 Häftlinge umgebettet, die zuvor am Rande des Flughafens in einem Massengrab verscharrt worden waren. Angehörige haben hier einen Ort zum Trauern, einige setzten persönliche Grabsteine. Dieser Ort bildete den Abschluss unseres Lerngangs, und alle waren ergriffen von den Grausamkeiten, die hier in unserer Nähe vor 80 Jahren geschehen sind.
(Bericht von Sandra Wahrheit)